Workshop: Pilze und ihre Rolle im Ökosystem

Pilze – Rolle im Ökosystem

Wie du die Nährstoff-Recycler zu Hause anbauen kannst 

Schon in der Vorstellungsrunde des Workshops wird klar – alle Anwesenden lieben Pilze. Und dennoch sind die Teilnehmenden mit ganz unterschiedlichen Vorkenntnissen und Fragen zum Workshop gekommen. Einige sind dabei, die sich sogar schon im Anbau von Pilzen versucht haben.

Die Agrarwissenschaftler Jay und Fede (Jedrzej Cichocki & Federico Erpenbach) erzählen uns, dass die Menschen in Europa in Bezug auf Pilze noch recht verhalten sind. In ersten Projekten wie z.B. in Paris werden alte Parkhäuser zum Anbau von Pilzen umgenutzt. Dennoch sind wir noch weit entfernt von anderen Ländern wie Japan, in denen Pilze einfach für die Öffentlichkeit in Parks angebaut werden und hier direkt ihren Mehrwert fürs Ökosystem leisten können.

Aber mal von vorne! Was sind denn eigentlich Pilze? 

Im Volksmund zählen wir sie zu den Pflanzen. Verständlich! Schließlich finden wir sie beim Gemüsekauf zwischen Karotten und Salat. Wie viele andere Pflanzen wachsen sie aus dem Boden. Andererseits haben sie keine echten Wurzeln und weder Blätter noch Blattgrün. 

Sind sie nun Pflanzen? Tiere? Oder vielleicht Bakterien?  

„Weder noch. Pilze sind neben Flora (Pflanzenwelt) und Fauna (Tierreich) das sogenannte dritte Königreich“, erklärt uns Jay. „Pilze haben zwar wie Pflanzen und im Gegensatz zu Tieren eine feste Zellwand. Aber sie können keine Energie aus Sonnenlicht gewinnen, wie es Pflanzen tun“, ergänzt Fede und weiter: „Pilze sind (wie Tiere) auf organische Nährstoffe angewiesen. Das nennt man heterotroph“.  

Aber anders als Pflanzen und Tiere bilden Pilze kein Gewebe. Sie bestehen aus vielen Hyphen, das sind Zellfäden, die ein Geflecht bilden. Und dieses Geflecht wird Myzel genannt. Um sich zu verbreiten und fortzupflanzen nutzen Pilze Sporen, die im Erdreich keimen.  

Workshop: Pilze und ihre Rolle im Ökosystem

Das, was wir über der Erde sehen und zum Beispiel beim Champignon essen, nennt sich übrigens Fruchtkörper und entspricht dem Apfel am Baum. Es gibt eine immense Vielfalt an Pilzen, neben den Speisepilzen haben die Schimmel- und Hefepilze jedoch meist einen schlechteren Ruf. Entsprechend ihrer eigenen Ernährung können Pilze in drei Gruppen eingeteilt werden:  

Saprophyten, Mykorrhizapilze und Parasiten 

Saprophyten leben ausschließlich auf und von totem organischen Material. Saprophyten sind neben bestimmten Bakterien die größten Entsorger und natürlichen Recycler in unserem Ökosystem. Allein für die Wälder sind Pilze unverzichtbar, um nicht unter einer mächtigen Laubschicht zu ersticken. Hierzu zählen zum Beispiel Champignons und Parasol. 

Mykorrhizapilze bilden eine Lebensgemeinschaft mit Bäumen und wachsen nur in Symbiose mit ihrem Baumpartner. Dies sind unter anderem beliebte Speisepilze, wie Steinpilz und Pfifferling. Aber auch der Fliegenpilz! 

Parasiten befallen, schwächen und töten lebende Organismen, daher werden sie als Schädlinge bezeichnet. Besonders gerne befallen sie Bäume. Neben dem Schwefelporling zählt der Hallimasch zu den Parasiten.  

„Übrigens ist das größte Lebewesen der Erde ein Hallimasch! Er ist in Oregon, USA und ungefähr so groß wie 1.200 Fußballfelder. Schätzungen nach ist der Pilz über 2.000 Jahre alt“, weiß Jay.  

Neben so viel neuem Wissen über Pilze bekommen wir am Ende noch ein Do-it-Yourself Kit für die Pilzzucht zuhause und mit auf den Weg ein Zitat von Paul Stamets:  

„biodiversity is biosecurity“ 

Vielen Dank an Jay und Fede für das geballte Wissen über die spannenden, eukaryotischen Lebewesen! 

 


Foto/Grafik + Text: Sabrina 

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