Pulse of Planet: Pilze und ihre Rolle im Ökosystem

Pulse of Planet-Workshop: Pilze

Pilze und ihre Rolle im Ökosystem

Pulse of Planet – unsere Reihe rund ums Thema Biodiversität

Mit den Agrarwissenschaftlern Jay und Fede tauchen wir ein in die verblüffende Welt der Pilze und ihre Rolle im Ökosystem

Eine bunte und interessierte Gruppe rund um die Pflanzenspezialisten Jedrzej Cichocki (Jay) & Federico Erpenbach (Fede) startet am Samstagvormittag im März 2024 in den Workshop rund ums Thema Pilze mit einem starken Zitat von Paul Stamets:

"biodiversity is biosecurity"

Was bedeutet das für Pilze? 

Während die Menschen in Europa in Bezug auf Pilze noch recht verhalten sind, werden in Ländern wie Japan Pilze einfach für die Öffentlichkeit in Parks angebaut und können hier direkt ihren Mehrwert fürs Ökosystem leisten.

Was sind denn Pilze und was können sie? 

Im Volksmund zählen wir sie zu den Pflanzen. Verständlich! Schließlich finden wir sie beim Gemüsekauf zwischen Karotten und Salat. Wie viele andere Pflanzen wachsen sie aus dem Boden. Andererseits haben sie keine echten Wurzeln und weder Blätter noch Blattgrün. 

Sind sie nun Pflanzen? Tiere? Oder vielleicht Bakterien?  

„Weder noch. Pilze sind neben Flora (Pflanzenwelt) und Fauna (Tierreich) das sogenannte dritte Königreich“, erklärt uns Jay. „Pilze haben zwar wie Pflanzen und im Gegensatz zu Tieren eine feste Zellwand, aber sie können keine Energie aus Sonnenlicht gewinnen, wie es Pflanzen tun“, ergänzt Fede und weiter: „Pilze sind (wie Tiere) auf organische Nährstoffe angewiesen. Das nennt man heterotroph“.  

Aber anders als Pflanzen und Tiere bilden Pilze kein Gewebe. Sie bestehen aus vielen Hyphen. Hyphen sind Zellfäden, die ein Geflecht bilden. Und dieses Geflecht wird Myzel genannt. Um sich zu verbreiten und fortzupflanzen, nutzen Pilze Sporen, die im Erdreich keimen.  

Pilze und ihre Rolle im Ökosystem

Das, was wir über der Erde sehen und zum Beispiel beim Champignon essen, nennt sich übrigens Fruchtkörper und entspricht dem Apfel am Baum. Es gibt eine immense Vielfalt an Pilzen. Neben den Speisepilzen haben die Schimmel- und Hefepilze jedoch meist einen schlechteren Ruf. Entsprechend ihrer eigenen Ernährung können Pilze in drei Gruppen eingeteilt werden:  

Saprophyten, Mykorrhizapilze und Parasiten 

Saprophyten leben ausschließlich auf und von totem organischen Material. Saprophyten sind neben bestimmten Bakterien die größten Entsorger und natürlichen Recycler in unserem Ökosystem. Allein für die Wälder sind Pilze unverzichtbar, um nicht unter einer mächtigen Laubschicht zu ersticken. Hierzu zählen zum Beispiel Champignons und Parasol. 

Mykorrhizapilze bilden eine Lebensgemeinschaft mit Bäumen und wachsen nur in Symbiose mit ihrem Baumpartner. Dies sind unter anderem beliebte Speisepilze, wie Steinpilz und Pfifferling. Aber auch der Fliegenpilz! 

Parasiten befallen, schwächen und töten lebende Organismen, daher werden sie als Schädlinge bezeichnet. Besonders gerne befallen sie Bäume. Neben dem Schwefelporling zählt der Ha

Pulse of Planet: Jay impft einen Ast mit Pilzbrut

llimasch zu den Parasiten.  

Ein lebender Gigant – der Oregon-Hallimasch

„Übrigens ist das größte Lebewesen der Erde ein Hallimasch! Er ist in Oregon, USA und ungefähr so groß wie 1.200 Fußballfelder. Schätzungen nach ist der Pilz über 2.000 Jahre alt“, sagt Jay und blickt in ungläubige Gesichter.  

DIY Pilzbrut

Neben so viel neuem Wissen über Pilze, werden wir auch selbst noch aktiv und beimpfen Baumstämme mit sogenannter Pilzbrut. Dazu haben Jay und Fede bereits Baumstämme vorbereitet: in Stücke gesägt und Löcher eingebohrt. Wir erfahren, dass sich Laubbaumhölzer am besten eignen für unser Vorhaben. Außerdem ist es wichtig, kein frisches Holz zu verwenden, denn der lebende Baum produziert natürlicherweise Stoffe, um Pilze in der Natur abzuwehren. 

In die Löcher stecken wir kleine Holzdübel, die mit Pilzsporen versehen sind. Um den Sporen das Wachstum im Baum zu erleichtern, verschließen wir die Löcher noch mit etwas Wachs. Nun heißt es warten, die Sporen brauchen jetzt ein feuchtes Klima und maximal 25 Grad Celsius. Dazu könnten sie zum Beispiel im Garten aufgestellt, vergraben oder auch in einem Kellerraum gelagert werden. 

Vielen Dank an Jay und Fede für das geballte Wissen über die spannenden, eukaryotischen Lebewesen! 


Bilder, Grafik und Text: Sabrina

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