Arbeiter*innen im Amazonasgebiet von Guayana pumpen goldhaltigen Schlamm aus einsturzgefährdeten, staubigen Minengruben

Umweltverschmutzung: 9 Mio. Tote

Jeder sechste Todesfall geht auf das Konto von Industrie, Verkehr und Landwirtschaft

Um 66 Prozent hat in den letzten 20 Jahren die Zahl der vorzeitigen Todesfälle zugenommen, die durch moderne Formen der Umweltverschmutzung aus Industrie, Verkehr und Landwirtschaft verursacht werden. Besonders durch die Luftverschmutzung in der Umwelt und die Belastung mit Schwermetallen sterben jedes Jahr mehr als neun Millionen Menschen weltweit – allein an Blei mehr als an Malaria.

Über 90 % dieser Todesfälle passieren in Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen. In Indien zum Beispiel ist die Lage dramatisch. Dort leben viele Menschen eng zusammen, die Belastung des Wassers ist hoch, die mit Verkehrsbelastung verbundene Luftbelastung extrem groß. Im Innenraum wird oft mit Holzkohle gekocht, im Außenraum ist die industrielle Belastung durch Schadstoffe weder hinreichend reguliert noch überwacht. 

EU hat Umweltverschmutzung teilweise ausgelagert

„Die Umweltbelastung in der EU hat sich deutlich verbessert. Gerade die Luftbelastung ist u.a. durch Regulierungsmaßnahmen besser geworden. Deshalb haben wir vergleichsweise weniger Todesfälle durch Umweltbelastung, schon gar nicht durch Quecksilber oder Blei – wenn, dann durch Feinstaub in der Außenluft“, sagt Prof. Dr. Stephan Böse-O’Reilly, Leiter der Arbeitsgruppe Globale Umweltmedizin und Klimawandel des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin am LMU Klinikum München.

Allerdings steht Europa auch deshalb so gut da, weil sich die industrielle Produktion in Länder mit niedrigen bis mittleren Einkommen verlagert hat.
„Wenn man eine Aluminiumfabrik an der Nordsee zumacht und sie in Asien wieder öffnet, wird die damit verbundene Belastung zu einem gesundheitlichen Problem der dortigen Bevölkerung“, betont Böse-O’Reilly. „Die Produkte werden aber weiterhin von uns verwendet.“

Umweltverschmutzung und Klimawandel

Die Umweltverschmutzung ist eng verbunden mit dem Klimawandel, weil die Luftschadstoff-Emissionen sehr viel mit dem Ausstoß von Kohlendioxid zu tun haben. „Wenn wir die CO2-Situation verbessern würden, würde sich automatisch auch die Umweltverschmutzung verringern“, so Böse-O’Reilly. 


Quelle: Pollution and health: a progress update
Autoren: internationales Expert*innenteam, dem Prof. Dr. Stephan Böse-O'Reilly angehört 

Bild: Arbeiter*innen im Amazonasgebiet von Guayana pumpen goldhaltigen Schlamm aus einsturzgefährdeten, staubigen Minengruben. / Foto: LMU Klinikum/Stephan Böse O`Reilly

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