Politik & Gesellschaft
Dein CO2-Handabdruck
Du willst etwas verändern?
Die Top-Ideen für Schule/Uni, Verein/Gemeinschaft, Dorf/Stadt bis EU!
Das Traurigste, das ich in letzter Zeit gehört habe? Eine Grundschullehrerin, die sich tagein, tagaus mit dem Thema Klimawandel auseinandersetzt, sagte:
„Ich traue mich nicht zum Globalen Klimastreik am 15. September zu gehen.“
„Wieso? Was ist passiert?“, frage ich besorgt.
„Ich schäme mich, weil ich es nicht schaffe, meinen CO2-Fußabdruck entscheidend zu optimieren.
Ich käme mir verlogen vor, wenn ich persönlich scheitere und dann für das Klima auf die Straße gehe.“
Bäng! Dir fällt vor Schreck die Kinnlade runter? So ging’s mir auch. Ich fing einfach an zu weinen.
Fußabdruck-Rechner bieten eine gute Orientierung. Viele Menschen wissen – nicht zuletzt durch den CO2-Fußabdruck –, was sie persönlich tun können, um etwas nachhaltiger zu leben.
Doch der CO2-Fußabdruck verbessert nur die persönliche Umweltbilanz.
Für das Klima ist es viel sinnvoller, wir tun etwas, wovon auch andere Menschen profitieren! Das beginnt bei der Familie. Du hast den größten Einfluss auf Oma und Opa: Jeden Tag Fleisch? Ne, Oma. Mag ich nicht. 800 Meter mit dem Auto zum Brötchen holen? Ne, Opa. Bewegung ist gesund. Erzähl den Beiden, was dich bewegt. Nimm sie einfach mit zu Fridays for Future :) Je mehr Menschen sich dem Klimastreik anschließen, desto wirksamer sind die Argumente gegenüber den politischen Machthabenden, etwas zu ändern.
Nachhaltige Optionen kompliziert, teuer oder gar nicht verfügbar
Ein nachhaltiger Lebensstil frustriert immer dann, wenn nachhaltige Optionen kompliziert, teuer oder gar nicht verfügbar sind. Etwa:
- Öffentliche Verkehrsmittel auf dem Land (nicht verfügbar)
- Zugreise von Stuttgart nach Barcelona (teuer)
-
Einkauf im Supermarkt (kompliziert)
Kompliziert? Ja, denn:
Welchen Apfel kaufe ich zu welcher Zeit? Verbraucht die Lagerung in Deutschland im Kühlhaus mehr Energie als der Transport per Schiff aus Neuseeland oder Chile? Wie sind die Anbaubedingungen vor Ort? Werden die Plantagen mit Wasser gegossen, das an andere Stelle fehlt? Etwa bei Kleinbauern, deren Existenz durch gigantische Monokulturen bedroht ist…
Der CO2-Fußabdruck ist keine Challenge in Sachen Selbstoptimierung!
Viele Menschen haben weder Zeit, Geld, Kraft und Energie noch die Fähigkeit oder Muse sich selbst mit den dringendsten globalen Themen, wie dem Klimaschutz auseinanderzusetzen. Die großen Änderungen müssen auf politischer Ebene erfolgen wie etwa durch eine sinnvolle CO2-Steuer.
Daher darf der CO2-Fußabdruck nicht bewirken, dass
- radikale Argumente zur Gesellschaftsspaltung führen – kein Fingerzeigen im Restaurant auf Steak-Esser*innen, auf Mallorca-Flieger*innen, auf SUV-Fahrer*innen. Sonst wird Klimaschutz ganz schnell zum Unwort – aus Klima-Sicht eine Katastrophe.
- unter der Klima-Scham der positive Aktionismus leidet – wie im Beispiel der Grundschullehrerin, die weder ihren eigenen Kindern noch ihren Schüler*innen ein positives Beispiel bietet, im schlimmsten Fall sogar ihre Zweifel überträgt.
Aus Sicht des Klimas ist es entscheidend, dass wir uns stark machen für das Klima – in der Gemeinschaft – in der Familie, dem Verein, deiner Straße, auf der globalen Klimademo.
Du willst etwas verändern? Dann kommt jetzt der Handabdruck ins Spiel!
Handabdruck-Aktionen machen nachhaltiges Verhalten leichter, naheliegender, preiswerter – und das für mehrere bis viele Menschen. Du kannst sofort loslegen, denn alle können helfen. Am besten klappt es gemeinsam in Gruppen.
Eure Handabdruck-Aktion könnte etwa sein:
- Klassenfahrt nach Malaga im Bus, statt im Flugzeug
- Straße, in der du wohnst, verkehrsberuhigt gestalten
- An der Schule Fahrradabstellplätze schaffen
- Fahrgemeinschaften etablieren oder Mitfahrer*innenbänke aufstellen
- In der Mensa/Kantine das vegetarische Gericht als günstigstes anbieten
- Nachhaltig Geldanlage im Verein beschließen
Erfolgreiche Konzepte kleiner Projekte können übertragen werden. Etwa von Dorf zu Dorf. Aber vor allem auch auf höhere Ebenen: etwa vom Verein zum Verband oder vom Quartier auf die ganze Stadt.
Wie geht’s jetzt los?
Die Website Handabdruck.eu nimmt dich an die Hand. Im Handabdruck-Test geleitet sie dich durch ihren Ideen-Dschungel. Schnell siehst du klarer und anhand deiner Vorstellungen und Interessen kristallisiert sich als Ergebnis ein konkreter Vorschlag heraus. (Schau hierzu unbedingt das Video von Germanwatch: Der Handabdruck, 8:32 Min.)
In Schritt 1 und 2 klickst du, auf was dich interessiert. In Schritt 3 findest du Infos, wie du bei der Umsetzung deiner favorisierten Handabdruck-Aktion vorgehen kannst und zur Inspiration bereits konkrete realisierte Beispiele.
Hier die Schritte im Überblick:
Schritt 1: vier übergeordneten Themen
Nehmen wir an, du wählst Mobilität. Dann folgt schon…
Schritt 2: Konkrete Aktionen
Schule oder Hochschule
- Attraktiveres Schüler- oder Semesterticket
- Straßen verkehrsberuhigt gestalten
- Klassenfahrten ohne Flugzeug
- Fahrradabstellplätze schaffen
Stadt oder Kommune
- Attraktiver und solidarischer Nahverkehr
- Subventionen für regionale Flughäfen abschaffen
- Vorfahrt fürs Rad
- Weniger Autos in der Stadt
Verein oder Religionsgemeinschaft
- Auf dem Land mobil werden
- Lastenrad-Leihsystem einführen
- Nachhaltige Nord-Süd-Partnerschaften
Deutschland oder EU
- Kerosinsteuer einführen
- Europaweites Zugnetz und Buchungssystem
- Weniger Autoabgase
Na? Etwas für dich sinnvolles dabei? Dann per Klick weiter zu…
Schritt 3: Umsetzung + Beispiele
- Unsere Handabdruck-Idee für dich
- Inspirierende Beispiele
- Strategische Ansätze für deine Idee
- Deine ersten Schritte
Viel Erfolg und Spaß bei der Umsetzung!
Text: Maria Josefa Hausmeister
Bild: Lisa Yount, Pixabay
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