Deine 10 Beiträge zum Klimaschutz

Was Du konkret tun kannst – wie du konkret darüber redest 

1. Öko-Strom – In nur 2 Min. die Energiewende vorantreiben

Der Wechsel zu einem Öko-Stromanbieter geht schnell und ist Hammer unkompliziert. Du optimierst deinen ökologischen Fußabdruck damit um 7 % – gemessen am bundesdeutschen Durchschnitt. 

Viel besser noch: Je mehr Menschen Ökostrom beziehen wollen, desto mehr sind die Energieunternehmen gezwungen den Ausbau Erneuerbarer Energien voran zu treiben. 

Wichtig: Achte bei Deiner Wahl darauf, dass es sich um einen reinen Ökostrom-Anbieter handelt. Deine WG oder deine Eltern überzeugst du von einem Wechsel des Stromanbieters mit konkreten Vergleichszahlen. Diese findest du z.B. bei: EcoTopTen. Zeige ihnen, dass die Arbeitspreise mit denen von Nicht-Ökostrom-Anbietern vergleichbar sind. Sie liegen zwischen 25 und 29 Cent pro kwh 

Kennst du die Nachbarn in deinem Mehrfamilienhaus? Dann sprich sie auf den unkomplizierten Wechsel an. Du könntest auch an die WG-Wohnungstür ein Plakat hängen mit dem sinngemäßen Slogan: „Diese Wohnung bezieht Strom aus Wind, Sonne und Biogas. – Fragen? Ich helfe beim Wechsel.“  

Eine Bachelor-Arbeit hat in 2018 in Stuttgart für Aufsehen gesorgt. Der Verfasser fand heraus, dass 
1. in der Landeshauptstadt viele Dachflächen auf öffentlichen Gebäuden nicht für die Solarstromgewinnung genutzt werden.        
2. auf öffentlichen Gebäuden schon seit 10 Jahren keine Solaranlagen mehr installiert wurde.   
Die Medien griffen das Thema auf. In der Bevölkerung regte sich Unmut. Die Politik reagierte und reagiert.

2. Stromsparen – A+++, Stand by, WLAN

Stromsparen ist die zweitbeste Art, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Nur keinen Strom zu verbrauchen, ist natürlich noch besser. Achtet bei der Anschaffung eines neuen Kühlschranks, einer Waschmaschine oder eines Geschirrspülers auf die Energieklasse: A++ ist gut. A+++ besser. Genau so wichtig ist der die sparsame und umweltfreundliche Nutzung: Stand by vermeiden, auf LEDs umstellen, WLAN mit mehreren Parteien im Haus gemeinsam nutzen, im Wasserkocher erhitztes Wasser in der Thermoskanne heiß halten. Oder nur so viel heiß machen, wie Du wirklich brauchst. Eine tolle Übersicht findest du hier.

3. Weniger Fleisch – der Gesundheit zuliebe

Das Bild einer friedlich auf der Weide kauenden Kuh weckt in mir die Lust auf ein saftiges Steak. Aber wo in Deutschland ist diese Idylle noch Realität? Ein Blick in Youtube führt zu unzähligen Videos (V1 / V2), die jegliche Lust auf den nächsten Grillabend mit Fleisch aus dem Supermarkt, im Würgereiz ersticken lassen. Abgesehen vom Einsatz von Unmengen an Antibiotika, die zu Resistenzen führen. Jährlich sterben an wirkungslos gewordenen Antibiotika schätzungsweise 6.000 Menschen in deutschen Krankenhäusern. 

Liefern die Missbildungen, die Krankheiten, die offenen Wunden, die ausgemergelten Kadaver, die Haltung in viel zu kleinen Boxen Bilder des Grauens. Kein Horrorfilm kann den Appetit auf Steak, Hack oder den Brathähnchen von der Stange besser zügeln. 

Übrigens: Auch die tägliche Butter, Sahne und Milch kommt vorwiegend von unglücklichen Tieren. Probiere die Alternativen auf pflanzlicher Basis doch einfach mal aus.  

Die Ernährung belastet die Klimabilanz mit einem Anteil von 14 % im bundesdeutschen Durchschnitt.

Falls es dir wie mir geht, schick die Links deiner Massenhaltungs-Horror-Videos an ein paar Freundinnen und Freunde. Du glaubst gar nicht wie abgefahren gut Ofengemüse danach schmeckt. Oder Spaghetti mit einer Sauce aus schmackhaften, frischen Tomaten. Übrigens lässt sich Gulasch hervorragend mit sehr wenig Fleisch kochen – die Sauce ist dann der Star. 

Ach noch ne Kleinigkeit: Tut es Dir nicht jedes Mal in der Seele weh, wenn Du leckere aber vergammelte Sachen aus der hintersten Ecke des Kühlschranks kramst und in die Tonne schmeißen musst? Abhilfe ist einfach: Einfach im Vorfeld überlegen, was Ihr in der WG in dieser Woche kochen wollt. Bewusst einkaufen, hilft Abfall zu vermeiden – und natürlich auch Plastik: Eine eigene Tasche für den Einkauf und Stoffnetze für Obst und Gemüse. Mehrweg ToGo Becher für den Kaffee zwischendurch. Unverpacktladen statt Supermarkt. Selbstzubereitete Mittagessen statt Liefer-Verpackung vom Imbiss nebenan. Zur Motivation helfen Fotos von Plastikmüll im Meer oder Plastikmüllberge.

4. Reisen – teuer Fliegen, günstig Bahnfahren

Für mich ist das Thema Reisen das schwierigste Thema. Und ich wäre unendlich dankbar, wenn der Staat regulierend eingreifen würde. So würde sich die ökologische Wahrheit im Preis niederschlagen: Bahn günstig, Flieger teuer. Und mein Schwabenherz würde nicht jedes Mal rebellieren, wenn ich von Tuttlingen nach Berlin 80 Euro für ein One-way-Zugticket ausgebe, satt für die Hälfte in Stuttgart ins Flugzeug zu steigen. Im Sommer schwör ich auf Bahn und Fahrrad. 

Aber wehe der fiese Winter-Blues drückt die Stimmung und der Körper schreit nach Sonne. Dann heißt es: ¡Spanien Olé! Glücklicherweise kann das Gewissen mit Kompensation beruhigt werden. Stuttgart bis Barcelona und zurück liegt bei ca. 15 Euro. 

Ich fliege innerhalb Deutschlands grundsätzlich nicht mehr. Ich merke aber, dass sowohl Freunde als auch Familie beim Thema Fliegen ganz schnell dicht machen. Entweder überwiegt die Freude über den günstigen Flugpreis mit allen Annehmlichkeiten so sehr, dass sie gegenüber allen Gegenargumenten taub sind. Oder sie tun so geschäftig, dass der Faktor Zeit super entscheidend wird.    

Kompensation ist daher ein gutes Argument. Das Bekenntnis „Ja, ich kompensiere“, regt zumindest zum Nachdenken an. Aber natürlich bleibt das Vermeiden von Flugreisen – Bike oder Bahn statt Flugzeug – die klimafreundlichere Variante.

5. Mobilität – Aggressiv im Verkehr macht graue Haare

Mit dem Umzug in die Stadt haben wir das Auto abgeschafft. Außer bei Schnee fühle ich mich auf dem Rad sehr wohl. Für alles Weitere greife ich auf die Öffentlichen zurück. Und für die Wochenendausflüge gibt’s Carsharing – zum Glück immer mehr. 50 % weniger PKW auf der Straße und schon wäre das Leben vor allem in der Stadt wieder viel weniger hektisch und aggressiv – ganz zu schweigen von dem Zustand der Luftqualität. Der Anteil der Mobilität am CO2-Ausstoß in Deutschland liegt bei 23 %. Schuld sind in erster Linie das tägliche Rumgegurke zum Arbeitsplatz und die Urlaubsreisen. Übrigens: 40 Minuten oder länger zur Arbeit zu pendeln, macht unglücklich.  

6. Konsum – wozu brauchst du ein neues Handy? Wozu einen neuen Mac?

Bis zum Modell MacBook Pro Mid 2012 konnten alle wichtigen Komponenten wie Batterie, Festplatte, Arbeitsspeicher mit wenigen einfachen Handgriffen ausgetauscht werden. In den Nachfolgenden Modellen wurden die Innereien immer mehr verklebt und verlötet. Hinzu kommt, dass bis heute Apple keinen wirklichen Sprung in Sachen Geschwindigkeit nachgelegt hat. 

Die 2012-Macbooks laufen und laufen und laufen. Ne Festplatte ist mit drei Handgriffen ausgetauscht. Mit ner SSD schnurrt das MacBookle wieder wie am ersten Tag. Schneller sind die neuen Macbooks auch nicht.

Was uns beim Mac noch schockiert, ist bei allen gängigen Handymarken an der Tagesordnung. Speichererweiterung, Akku oder Kamera lassen sich meist nicht austauschen. Von Softwareupdates des Betriebssystems oder Apps ganz zu schweigen. 

Finanziell kann sich ein Blick in den Gebrauchtmarkt lohnen. Wer sich beim Kauf von Privat unsicher ist, dem bleiben Gebrauchtportale. Diese verkaufen auf Rechnung und geben Garantie. Zudem hast Du ein paar Wochen Zeit, um das Handy auf Herz und Nieren zu prüfen.

Übrigens: Konsum macht nicht glücklich. Es ist irre, wenn sich schon im Kinderzimmer Spiel an Spiel reiht. Das Kind dann in ein größeres Zimmer umzieht, nur weil das alte vor lauter Kauflust der Eltern aus allen Nieten bricht. – Spielen wird es doch immer nur mit den zwei bis drei Lieblingssachen. 

7. Konsum – Klamotten tauschen  

Warst Du mal auf einer Klamotten-Tauschbörse? Du bringst ein paar Teile mit, die Du eh nicht mehr anziehst und greifst nen neuen Look ab. Super einfach und kostenfrei neugestylt. Und wenn es doch etwas Neues sein soll, gibt es regionale und nachhaltige Ökolabels. Durch Tausch und bewussten Klamottenkauf sparst Du nicht nur Geld. Du verhältst Dich umweltbewusst, vermeidest Ausbeutung der Pflücker*innen und knallharte Kinderarbeit

8. Heizen – mit dichten Fenstern monatlich sparen 

Das Heizen allein macht 18 % des durchschnittlichen CO2-Verbrauchs aus. Gerade bei Altbau lohnt es sich, die Fenster zu prüfen. Pfeift der Wind an stürmischen Tagen in die Stube, dann solltest Du umgehend handeln. 

Dafür zuständig sind entweder dein*e Vermieter*in oder die Eigentümergemeinschaft des Hauses. Ist letzteres der Fall, so erzielst Du mehr Effekt, wenn Du Dich mit den anderen Parteien im Haus abstimmst. Im Idealfall befinden sich darunter selbst ein paar Eigentümer*innen. Diese können auf der nächsten Eigentümerversammlung dafür Stimmung machen. 

Bei der Verwaltung frag doch am besten gleich noch nach Typ und Alter eurer Heizung. Auch hier kann ein Austausch viel bringen, da neue Brennöfen gegenüber jenen, aus den 1990er Jahren, wesentlich effizienter arbeiten. Verwalter*innen dürften dabei auf eurer Seite stehen. Sie verdienen durch das Anbahnen und Abwickeln von Neuinstallationen eine Provision. 

Auf jeden Fall aber kannst die Spalten zwischen Fenstern und Rahmen abdichten und vor die Lücke unter der Wohnungstüre ne Decke oder Ähnliches legen.   

9. Kompensation? – 250 Euro für 11,5 Tonnen CO2

Dein Urlaubsflug lässt sich beispielsweise bei athmosfair.de in gerade mal zwei Minuten kompensieren. Und irgendwie fühlt sich das gut an. Auch als Geschenk: Schenke deiner Freundin die Kompensation zu ihrem Flug nach Mailand, den sie von den Eltern zum Geburtstag bekommen hat. Sie wird mit einem angenehmen Gefühl in den Flieger steigen. – Selbst wenn ihr die Umweltbelastung durch das Fliegen erst mit deinem Geschenk bewusst wird.

Mit Deiner Kompensation unterstützt Du nachhaltige Projekte. Etwa effiziente Öfen oder Solarpanels für Menschen ohne Stromzugang in Afrika, Lateinamerika oder Asien. Oder Aufforstungsprojekte bzw. Walderhaltung. Die Kompensation findet also nicht bei dir vor der Haustür statt, sondern auf globaler Ebene. Du gibst Dein Geld an Organisationen, die damit etwa andere Länder beim Aufbau von Industrien unterstützen – sauberen Industrien, bei denen möglichst wenig CO2 freigesetzt wird.

Die Idee dahinter ist, dass Du Deinen eigenen ökologischen Fußabdruck durch die positive Wirkung auf das Klima in der Ferne ausgleichst. Vor allem aber werden mittelfristig die technischen Entwicklungen im Wechselspiel mit politischen Maßnahmen den Ausstoß von Treibhausgasen auch in Deutschland verringern. 

Übrigens: Die Kompensation des jährlichen Durchschnittsverbrauchs von gut 11 Tonnen CO2 kostet gerade mal 250 Euro. Für Besserverdienende eine hervorragende und simple Möglichkeit mit positivem Beispiel den Klimawandel voran zu treiben. 

10. Banken mit sozialer und ökologischer Geldanlage

Eine Alternative zu atmosfair.de, myclimate.com etc. ist der Wechsel zu einer nachhaltigen Bank wie UmweltBank oder GLS. Du parkst Dein Geld auf dem Girokonto. Banken arbeiten mit diesem Geld und fördern soziale und klimafreundliche Projekte. Eine Einlage von 10.000 Euro über ein Jahr kompensiert ca. 15 Tonnen CO2. Die Banken gewährt beispielsweise Kredite für die klimafreundliche Sanierung des Hauses deiner Nachbarn oder für den Bau von Solaranlagen durch deine Gemeinde. Und es versteht sich von selbst: Die Verzinsung entspricht der Verzinsung herkömmlicher Banken und Sparkassen.

Fazit

  1. Jede*r kann etwas an seiner persönlichen Klimabilanz tun.
  2. Wichtiger ist jedoch: Du sprichst darüber – nur ohne den Zeigefinger der Moral auszupacken! 
  3. Du erzeugst Signalwirkung. – Schenke Deiner Freundin die Kompensation zu ihrem Flug nach Mailand, den sie von den Eltern zum Geburtstag bekommen hat. Erzähle von Deinem Wechsel zu Öko-Strom und wie einfach das war. Oder von Deinen Erfahrungen mit Carsharing und wie viel Geld Du ohne eigenes Auto sparst.
  4. Gemeinsam überzeugen wir die Politik, zu handeln. Denn wir brauchen sie im Boot für den Wandel zu einer klimaneutralen Gesellschaft.


Dieser Artikel entstand unter enger Mitwirkung des Jugendrats für Klima & Nachhaltigkeit.

Text: Dirk Klaiber
Grafik: Jannis Krüger

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