#PassTheMic zu Lina

Klimaschutz im Sudan

Millionen von Menschen spüren tagtäglich die Auswirkungen des Klimawandels am eigenen Leib. Wir waren in den vergangenen Wochen mit sechs Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten aus der ganzen Welt im Austausch. Alle sechs erleben den Klimawandel in verschiedenem Ausmaß und versuchen auf ihre Weise die Folgen abzumildern. 

Am 12. Januar 2021 sprachen wir im Rahmen der Reihe #PassTheMic mit Lina aus dem Sudan. Sie ist 22 Jahre alt und Klimaaktivistin.


Foto: Die 22-jährige Klimaaktivistin Lina Yassin ist Programmmanagerin bei der NGO Climate Tracker, die Klimajournalist*innen weltweit ausbildet.
 

Ihr Weg zum Aktivismus

Als Lina 15 Jahre alt war, gab es ein fürchterliches Hochwasser in ihrer Heimatsstadt Khartum. 300.000 Menschen starben. Viele verloren ihre Existenzgrundlage. Durch diese Naturkatastrophe und das viele Leid, begann sich Lina, für die Ursachen solch extremer Naturereignisse zu interessieren. So erfuhr sie erstmals vom Klimawandel und in ihr kam der Wunsch auf, etwas ändern zu wollen.  

Heute engagiert sich Lina nicht nur für die Opfer solcher Naturkatastrophen, sondern klärt die sudanische Gesellschaft über deren Ursachen auf, macht sich für Klimagerechtigkeit auf der ganzen Welt stark und nimmt für ihr Land als Rednerin an internationalen Konferenzen teil. 


 

Klimawandel im Sudan

Der Sudan teilt sich in drei Klimazonen auf: 

  • heißes Wüstenklima
  • warmes semi-arides Klima 
  • tropisches Savannenklima

Die heiße Wüstengegend des Nordens wandert allerdings seit Jahrzehnten immer südlicher, sodass die südlich angrenzenden Zonen zunehmend an Umfang verlieren. Die Ausbreitung der Wüste hat bereits erhebliche Folgen mit sich gebracht. Die Menschen vor Ort müssen fliehen, da ihr Land zunehmend unfruchtbar und unbewohnbar wird. Konflikte über Land und Wasser, die sich teilweise zu Kriegen ausweiten, sind die Folge. Der 2003 stattgefundene Dafur-Konflikt wird heute sogar als einer der ersten Klimakriege weltweit bezeichnet. Nichts worauf dieses Land besonders stolz sein kann und doch ein Maßstab dafür, wie betroffen das Land bereits von den Folgen der globalen Erderwärmung ist. 


Foto: Lina hat schon mehrere Haboobs (Sandstürme) in Khartum miterlebt.

Neben Dürre und Hitzewellen nehmen auch Überschwemmungen und Hochwasser zu. Selbst der große Nil kann die Wassermassen, die auf die ausgetrocknete Erde prasseln, nicht mehr aufnehmen. Ganze Großstädte und Landschaften stehen teilweise über Wochen unter Wasser. Problematisch ist auch die Zunahme von Sandstürmen (in der Landessprache Haboob genannt), die das normale alltägliche Leben beinahe unmöglich machen.

Augen auf!

Lina ist sich der großen Problematik des Klimawandels längst bewusst. Sie kämpft tagtäglich für ein Umdenken im Thema Klimaschutz. Besonders am Herzen liegt ihr ein funktionierendes Katastrophenmanagement im Sudan. Die Regierung ist sich der Problematik bewusst und will auch Menschen, deren Existenz bedroht ist, helfen. Doch noch funktioniert das nicht immer.

Beim letzten Unwetter hat die Stadt Khartum zwar Sandsäcke ausgelegt, die Wassermassen aber waren weit aus gewaltiger als angenommen, so dass viele Häuser und Besitztümer den Wassermassen zum Opfer fielen. 

Die Einheimischen sind jedoch in ihrer Nachbarschaft so verwurzelt, dass sie nach dem Rückgang des Wassers ihre Häuser wieder in Stand setzten, obwohl ihnen das gleiche Schicksal im nächsten Jahr wieder drohen kann. 


Foto: Das Vorher-Nachher-Bild des Nils in Khartums zeigt die Ausmaße der Überschwemmung in Linas Heimatstadt an.

Mehr Bewusstsein für den Klimawandel schaffen

Um Klimawandelleugnende umzustimmen, empfiehlt Lina, sich mit diesen zusammenzusetzen und aus deren Perspektive zu verstehen, welche Punkte für sie dagegensprechen. Im Sudan ist Lina zum Beispiel oft auf Menschen getroffen, die glaubten, dass der Klimawandel Gottes Plan sei. Um den Islam und die Klimawandelproblematik zu verbinden, suchten sie und ihre Mitstreidenden im Koran nach passenden Versen. Anschließend rief sie in Zeitungsartikeln dazu auf, dass die Zerstörung der Erde nicht das sei, was Gott uns beauftragt habe. Vielmehr sei es unsere Aufgabe, als Vertreter*innen Gottes die Erde zu schützen, und uns daher gegen die Erderwärmung einzusetzen.

Als ein Paradebeispiel, um das Bewusstsein der lokalen Bevölkerung zu schärfen, verwies sie auf die Spielemacher*innen von WizEra, die Brettspiele für verschiedene Regionen im Sudan entwickeln, um auf kreative Weise auf vorherrschende Krankheiten aufmerksam zu machen. Dabei wohnten die Entwickler für eine Zeit lang in der jeweiligen Region und lernten deren Sichtweisen kennen.

In einer Region gab es zum Beispiel einen weisen Mann, „Honda“ genannt, dem die Menschen vertrauten. Die Entwickler fragten also Honda, ob sie ihn als Spielfigur verwenden durften. Er stimmte zu. Dadurch erreichten sie, dass die lokale Bevölkerung ihr Spiel annahmen und dadurch lernten, wie sie Krankheiten vorbeugen.


In der Klimabewegung geht es um Zusammenarbeit

Lina fordert, dass sich die Menschen aller Länder vereinen und zusammen an einem Strang ziehen. Sie wünscht sich, dass sie sich das Problem und vor allem die Zustände in ihrem Land bewusst machen. Denn Klimagerechtigkeit beginnt genau hier. 

„Die Menschen im Sudan brauchen eine Stimme, die noch weit über ihre eigenen Staatsgrenzen hinaus zu hören ist!“

Zum Schluss appelliert sie, dass die Regierung in Deutschland positiv Einfluss auf die Regierung im Sudan nehmen kann. Dies bedeutet, dass wenn wir von der deutschen Regierung strengere Maßnahmen in puncto Klimakrise fordern, dies gleichzeitig Druck auf die sudanesische Regierung ausübt, und wir so Veränderungen mitbewirken können.

“In der Klimabewegung gehe es darum, zusammenzuarbeiten und Dinge gemeinsam anzugehen”, sagt sie und freut sich, mit uns in Kontakt zu bleiben.


Du bist gespannt auf Lina und unsere Talk-Runde zu #PassTheMic: Sudan? Dann schau ins Video:

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Veranstaltungsreihe #PassTheMic – Junge Gesichter weltweit gegen den Klimawandel

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