Wohnen & Natur
Richtig Gärtnern
HINTERGRUND
Keine langen Transportwege in Kauf nehmen müssen, den Weg vom Saatgut bis zum zubereiteten Gericht miterleben und frisches Obst und Gemüse direkt vor der Haustür wachsen lassen – Gärtnern ist nicht mehr nur ein Privileg für Menschen aus dem ländlichen Raum oder mit einem großen Garten. Mit „Urban Gardening“ kannst auch Du als Großstädter nachhaltige Landwirtschaft betreiben. Beim Gärtnern bekommst Du ein Bewusstsein dafür, wie Lebensmittel erzeugt werden und welcher Aufwand dahinter steckt. Da jeder Gärtner über ein Stückchen Erde herrscht, hat er auch die Verantwortung dafür. Die Früchte, die Du dabei ernten kannst, könnten regionaler nicht sein. Doch auch beim eigenen Lebensmittelanbau kannst Du einiges beachten, ganz nach dem Motto „Gärtnere mit der Natur, nicht gegen sie!“.
DAS KANNST DU TUN
· Gute Pflanzenerde erkennen
Viele Standard-Erden enthalten sehr viel Torf und Rinde, manchmal haben sie auch einen hohen Salzgehalt. Das beeinträchtigt das Wachstum der Pflanze und macht sie anfälliger für Krankheiten. Manche Erde ist sogar mit Abfällen wie Scherben oder großen Aststücken verunreinigt. Damit das nicht passiert, wird gute Erde regelmäßig kontrolliert. Gute Erde zeichnet sich dadurch aus, dass sie locker in der Hand zerfällt, während minderwertige beim Gießen schlammig wird. Umweltschutzverbände raten von der Verwendung von Torferde ab und appellieren zur "torffrei" deklarierten Blumenerde.
· Biologischen Pflanzenschutz verwenden
Schädlinge und Nützlinge im eigenen Garten sind positiv und oftmals notwendig für die Pflanzen. Mit Pestiziden kann das Grundwasser verunreinigt werden sowie die Artenvielfalt und Gesundheit der Tiere geschädigt werden. Auf giftige chemische Keulen wie Insektizide oder Pestizide solltest Du somit strengstens verzichten.
· Düngen ohne Erdölprodukte
Mineralischer Dünger schwächt auf lange Sicht die Pflanzen und das Bodenleben, kann sehr leicht überdosiert werden und auch durch den Regen in das Grundwasser gelangen. Selbstgemachter Kompost aus pflanzlichen Abfällen aus Küche und Garten versorgt die Pflanzen mit allen nötigen Nährstoffen und belasten das Klima nicht. Außerdem weißt Du so genau, was darin enthalten ist.
· Einheimische Pflanzen bevorzugen
Heimische Pflanzen sind nicht nur schon seit Generationen an unser Klima angepasst und robuster gegen Schädlinge und Krankheiten, sie bieten auch Lebensraum und Nahrungsquellen für einheimische Tierarten. Exoten hingegen brauchen viel Pflege und gleichzeitig auch Düngemittel und haben zudem einen weiten Transportweg.
· Sortenvielfalt vor geschmacklicher Verarmung schützen
Das Angebot an Samen aus ökologischer Erzeugung ist begrenzt und diese werden meist nur von wenigen Betrieben und Vereinen angeboten. Anders als die von den großen Saatgutkonzernen hergestellten Hybridzüchtungen, sind diese Gemüsesamen nicht auf einen maximalen Ertrag für eine Saison hin optimiert. Dafür erhältst Du so sortenfestes Saatgut, das durch die Kultivierung über viele Jahre besser an die realen Standortbedingungen angepasst und häufig auch über eine höhere natürliche Widerstandkraft gegen Schädlinge verfügt. Beim Kauf des Saatgutes sollte daher auf die ökologische Erzeugung geachtet werden.
· Wasser sparen
Das beste Wasser zum Gießen kommt immer noch aus der Regentonne. Regenwasser ist besonders weich und zudem noch kostenlos. Fange das Wasser in Regentonnen auf oder nutze Mulchschichten, diese verhindern das Verdunsten an heißen Tagen. Außerdem spart das Bewässern am Morgen sowie am Abend Wasser.
· Brauche ich das wirklich?
Du kaufst Möhren und Tomaten ganz normal im Discounter ein, pflanzt aber zusätzlich noch ungewöhnliche Kräuter im Gemeinschaftsgarten ein? Das ist natürlich schön, weil Du so die Gartenkultur kennen lernst. Andererseits hast Du keine Ressourcen eingespart, da Du ja nicht weniger konsumierst sondern noch zusätzlich Dinge anpflanzt. Deswegen ist es sinnvoll, vor dem Gärtnern zu überlegen: Was brauche ich? Was kann ich selbst anpflanzen, was ich eigentlich im Supermarkt einkaufen müsste?
Weiterführende Links zum Thema:
Das neue Buch von Heike Boomgaarden, Bärbel Oftring und Werner Ollig. Natur sucht Garten zeigt in 10 Kapiteln 35 Bausteine, mit denen sich jeder Garten, egal ob Neuanlage oder Umgestaltung, Stück für Stück in einen Naturgarten verwandeln lässt.
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