Stadtacker: Gemeinsam gärtnern

Mulchen, Ollas – Tipps zum Gemüseanbau auf dem Balkon oder im Garten 

Samstag, Sonnencreme, erdige Hände, bunte Truppe, Pflanzenoase mitten in der Stadt. Zu Besuch im Kulturschutzgebiet. Ja, richtig gelesen, KULTURschutzgebiet! – Wo es sowas in Stuttgart gibt?

Klar! In der Nähe des Nordbahnhofs. Hier treffen mit den Wagenhallen und der Container City Kunst, sowie experimenteller Architektur auf nachhaltigen, urbanen Gemüseanbau. Wir waren dort im Rahmen unseres zweiten #UrbanGreens Workshops in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk Stuttgart und dem Evang. Bildungszentrum Hospitalhof Stuttgart.  

Milpa-Beet – Die drei Maya-Schwestern Kürbis, Bohne und Mais 

Los ging´s mit einer Tour durch den Garten. Martin vom Stadtacker und Agrarwissenschaftler Jay (Jedrzej Cichocki) erklärten Wissenswertes zum Anbau von Pflanzen. Wir lernten verschiedene Beetkonzepte wie Hügelbeete oder auch die Milpa-Pflanzung kennen. Dahinter verbirgt sich die Pflanzung der „Drei Schwestern“ Kürbis, Bohne und Mais auf einem Feld. Diese Mischkultur geht auf die Maya in Mittelamerika zurück und es kommt zu einem vorteilhaften, pflanzlichen Zusammenspiel. So sorgen die Bohnen in Symbiose mit den stickstoffbindenden Knöllchenbakterien für Nährstoffzufuhr, während der Mais als Rankstütze dient und die Kürbispflanze den Boden beschattet und gleichzeitig als Erosionsschutz wirkt.  

Fotos: Jay und Martin – Urban gardening mit Leib und Seele 

Mulchen – Bodenschutz aus dem eigenen Garten

Außerdem haben wir Einblicke bekommen in die Bedeutung vom Mulchen. Es handelt sich dabei um eine altbewährte Gartenpraxis, bei der man unverrottetes, organisches Material wie zum Beispiel Rasenschnitt auf der Bodenoberfläche zwischen den Pflanzen verteilt. Dadurch schützt man einerseits den Boden vor Erosion, Austrocknung und Beikrautwuchs. Andererseits dient das Pflanzenmaterial den Bodenlesen als Nahrung und im Zersetzungsvorgang werden dann wiederrum Nährstoffe daraus für die Kulturpflanzen verfügbar gemacht. 
 
Im Verlauf des Rundgangs sind wir auf die Geschichte und die Entwicklung des Urban Gardeningprojekts Stadtacker Wagenhallen, zu sprechen gekommen. Kaum zu glauben, dass dieses Gartenparadies 2012 auf einer öden Brachfläche des ehemaligen Bahnausbesserungswerks begonnen hat. Heute ist der Verein zu einer bunten Gemeinschaft herangewachsen. Alle verbindet ihre Leidenschaft für den Garten und Interesse an der Gestaltung der Umwelt. Und Besucher*innen zieht der Stadtgarten an – auch Schulklassen kommen regelmäßig zum Gärtnern vorbei.  

Bleibt zu hoffen, dass dies alles auch nach der anstehenden Verlegung im Zuge des geplanten Wohnbauprojekts möglichst erhalten bleibt beziehungsweise am neuen Standort dann wiederauflebt!

Tomaten und Sellerie – Gemeinsam aktiv

Nach einer kleinen Stärkung mit geretteten Broten von foodsharing und Keimlingen vom Startup Kleinblatt stand der praktische Workshopteil auf dem Programm. In Kleingruppen haben wir uns dabei an die Vorbereitung der Beete zur Pflanzung von Sellerie und Tomaten gemacht, den Kompost gesiebt und umgeschichtet, sowie Beete gemulcht und Ollas gebaut. Bei Ollas handelt es sich um Bewässerungstöpfe aus dem südamerikanischen Raum. Diese werden in den Boden eingesenkt und mit Wasser gefüllt. Die Flüssigkeit dringt langsam über den Ton in die Erde. Ollas lassen sich ganz einfach aus zwei unversiegelten, aufeinander gestellten Tontöpfen bauen, wobei du unten das Loch mit einem Stein und Silikon verschließt, sowie auch die Kante zwischen den Töpfen. So kann der Sommer kommen!   

Last but not least…  Lagerfeuer

Zum Abschluss haben wir es uns dann mit leckerem Stockbrot am Lagerfeuer gemütlich gemacht. So konnten wir nochmal in geselliger Runde in den Austausch kommen und den spannenden Workshoptag ausklingen lassen. Wir nehmen eine Menge an neuem, gärtnerischem Wissen sowie Tipps und Tricks mit nach Hause und machen uns mit viel Wertschätzung im eigenen Garten, auf dem Balkon oder in Gemeinschaftsgärten ans Werk. Auf viel leckeres Gemüse, aromatische Kräuter und sonstige Pflanzenvielfalt sowie damit ein Beitrag zu Biodiversität und Klimaschutz!

Nach dem Workshop ist vor dem Workshop  

Für den Spätsommer und Herbst sind noch zwei weitere #UrbanGreens Workshops geplant. Darin werden wir zusammen mit Jay einmal in die Welt des Pilze-Züchtens (als klimafreundliche Alternative zu Fleisch) eintauchen und uns das andere Mal voll und ganz dem Themenfeld des Düngens und Kompostierens widmen.  

Also unbedingt vormerken und unsere Website, unseren Newsletter und/oder unseren Instagram-Account im Blick behalten! Dort folgen dann genauere Informationen zu den weiteren Workshops. 

Text: Simone
Fotos: Amelie und Patrick